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Knapp fünf Kilometer fährt man von Kappeln die schmale kurvige Straße quer durch sanft gewellte Felder, dann kündigt das Ortseingangsschild schon die „Stadt Arnis“ an. Gut, der Yachtclub zur Linken mit seinem großzügigen Restaurantgebäude und der gut ausgebaute Parkplatz zur Rechten verströmen ein leicht städtisches Flair. Doch die kleinen, blitzblank herausgeputzten Häuschen am Ende der Straße passen eher zu einem der typischen malerischen Schleidörfer. Mit seinen ungefähr dreihundert Einwohnern ist Arnis auch genau das, aber mit der Beförderung vom „Flecken“ zur Stadt im Jahr 1934 ist Arnis heute eben die kleinste Stadt Deutschlands.

Man erkundet die Stadt zu Fuß, denn das Parken in den vier Arnisser Straßen ist den Bewohnern vorbehalten – das Auto bleibt praktischerweise auf besagtem Parkplatz am Ortseingang. Es sind nur wenige Schritte am Yachthafen und einigen hübschen Gärten und Häusern entlang, bis man die Lange Straße und somit die Ortsmitte erreicht. Arnis liegt auf einer Halbinsel in der Schlei, wobei sich an der Nordostseite wie ein Haff ein sogenanntes Noor herausgebildet hat. Als natürlicher Hafen bietet es Platz für die Marina und eine Yachtwerft.

Ursprünglich war Arnis eine Insel und bis auf eine Fischerhütte gar nicht besiedelt. Aber im Jahre 1667 weigerten sich einige Kappelner Bürger, ihrem Lehnsherrn den Treueeid zu leisten, um dadurch der Leibeigenschaft zu entgehen. Diese 64 Familien erhielten von Herzog Christian Albrecht die Erlaubnis, Arnis zu besiedeln und nahmen die Insel in Besitz. Hundert Jahre später wurde auch wieder die Verbindung zum Festland geschaffen.

Wie schon seit der Gründung Arnis‘ durchzieht heute noch die Lange Straße den Ort und die ganze Halbinsel. Unter Schatten spendenden Kopflinden reihen sich hier die alten Schifferhäuser aneinander, ebenso das Rathaus, das Restgebäude der Mühle, die Häuser der Fischer und maritimen Betriebe. Jedes Haus ist auf seine eigene Art liebevoll dekoriert. Haustüren und Fensterrahmen sind bunt lackiert, man findet Holzbänke, kleine Tische, Schiffslaternen und blühende Blumen in allen Farben. All das fügt sich zu einem überaus harmonischen und charmanten Gesamtbild.

Schmale Durchgänge zwischen den Häusern erlauben immer wieder Blicke auf das Noor und die Schlei. Durchstreift man vom Ortseingang kommend die Lange Straße nach links, erreicht man an deren Ende einen kleinen Platz, der direkt an der Schlei gelegen schöne Ausblicke auf Kappeln und das gegenüberliegende Kopperby bietet. Von dort aus kann man an der Schlei  weiter spazieren und dabei einen Blick in die schönen Gärten werfen, die schmal und langgestreckt von den Häusern an der Straße bis ans Noor oder die Schlei reichen.

Man erreicht bald die Anlegestelle der Schleifähre, die nicht nach Fahrplan, sondern bei Bedarf zwischen den Schleiufern hin- und her pendelt. Sie verbindet nicht nur Arnis mit dem 200 Meter entfernten Sundsacker, sondern gleichzeitig auch die Landschaften Angeln (Arnis) und Schwansen (Sundsacker). Hier an der Fähre kann man auch direkt auf der Terrasse des alten Fährhauses Platz nehmen und bei Kaffee und Kuchen entspannt dem Treiben an der Fähre und den Segelbooten auf dem Wasser zuschauen.

Setzt man den Weg an der Schlei fort, wird die maritime Gegenwart des Ortes deutlich: der Weg führt mitten über das Gelände der Schiffswerft Eberhardt. Das nächste Aha-Erlebnis folgt kurz darauf, denn höchst malerisch ist das Traditionsrestaurant „Schleiperle“ als hellblaues Holzhaus praktisch direkt in die Schlei hinein gebaut. Man kann noch ein Stückchen weiter am Wasser laufen und gelangt dann zu einer angenehmen Badestelle mit kleinem Sandstrand kurz hinter dem Restaurant Strandhalle.

Der Rundweg wartet nun mit einem weiteren Kleinod der Stadt auf: die alte Schifferkirche, die von den Arnisser Gründerfamilien im Jahre 1673 erbaut wurde. Aus dieser Zeit ist noch die Fachwerkmauer an der Nordseite der Kirche erhalten. Im Inneren der heimeligen Kirche finden sich Votivschiffe, die von Fischern aus Dankbarkeit für ihre Rettung aus Seenot gestiftet wurden. Sehr interessant ist der Friedhof, auf dem sich jahrhundertealte Gräber entdecken lassen. Über die Parkstraße an der Kirche ist man dann auch schon am anderen Ende der Lange Straße angelangt und noch einmal kann man ganz in die bezaubernde Atmosphäre dieses außergewöhnlich hübschen Schlei-Städtchens eintauchen.


 

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