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Die Funny GirlMittlerweile ist die winterliche Helgoland-Tour schon zum festen Januar-Ritual geworden, auf das man sich während der ungemütlichen Monate freuen und mit den Vorplanungen und Erinnerungen der Vorjahre die dunkle Jahreszeit vortrefflich versüßen kann. Die diesjährige und damit dritte Fahrt nach Helgoland war aber noch einmal etwas besonderes, wäre sie doch fast ins Wasser gefallen, bot dann aber insgesamt ein besonders intensives Erleben der Insel.

Bei der ersten Tour sind wir noch mitten in der Nacht losgefahren, um auf jeden Fall pünktlich am Morgen das Seebäderschiff zur Insel zu erreichen. Nun  hat sich die entspannte Anreise schon am Vortag nach Cuxhaven bewährt, bedeutet sie doch einen schönen zusätzlichen Urlaubstag mehr. Nach einem Spaziergang in der Wintersonne durch den alten Fischereihafen und zur Alten Liebe stellt sich bei einem Abendessen mit frischen Fisch in einem urigen Restaurant schnell diese norddeutsche Gelassenheit und Gemütlichkeit ein, die ich so sehr mag.

Cuxhaven, Blick aus dem HotelzimmerMöweCuxhaven, Alter FischereihafenCuxhaven, Wasserturm im Abendlicht
Cuxhaven: Blick von der Alten LiebeCuxhaven: Wind-Semaphor und Hamburger LeuchtturmCuxhaven: An der Alten LiebeDie Funny Girl

Ein schöner entspannter Tag ging also zu Ende und ich genoss noch ein wenig die Ruhe in dem hübschen Hotelzimmer. Ab und an trug der Wind das Tuten der Schiffsirenen herüber und einen frischen Hauch Meeresbrise durch das geöffnete Fenster herein. Wohlig schlief ich ein und freute mich auf das Frühstück und die Überfahrt mit der Funny Girl am nächsten Morgen. Gerade eben hatten wir das Schiff noch an der Alten Liebe an ihrem angestammten Anleger liegen gesehen.

Maschinenschaden

Kaum weggedöst, klingelte es neben meinem Ohr. Der Wecker konnte es nicht sein, es war zu früh und eigentlich piepst er ja auch und klingelt nicht. Es war das Zimmertelefon. Es klingelte, und ich versuchte, den Hörer aus einem kleinen Kabelsalat aus Telefon- und Handyladekabel zu befreien. Der Anrufer musste bereits denken, ich sei im Tiefschlaf … Ich meldete mich. „Es tut mir leid, dass wir dich wecken, aber wir haben gerade die Nachricht bekommen, dass die Funny Girl morgen nicht fährt“ schallten mir die Stimmen meiner Fotofreundinnen entgegen.

Das wars also mit der Gemütlichkeit. Dass die Funny Girl wetterbedingt wie so oft in diesem Winter nicht fahren könnte, hatten wir bis zuletzt befürchtet, uns dann aber sehr über das ruhige Wetter vor Ort gefreut, da konnte nichts mehr schief gehen mit der Überfahrt. Mit einem Maschinenschaden hatte allerdings niemand gerechnet. Wie der Zufall es will, waren auch die anderen Schiffe der Reederei nicht verfügbar und wie lange die Reparatur dauern würde, war nicht abzusehen. Schöne Bescherung, wie sollten wir denn nun nach Helgoland kommen? Oder die Hotelzimmer stornieren und auf die lang ersehnte Helgoland-Tour verzichten? Das mochte sich niemand vorstellen – ein „Plan B“ musste her.

Der Inselhüpfer

Fliegen – das wäre doch eine Möglichkeit! Der erste Flug ab Bremerhaven geht um acht Uhr morgens, einen weiteren gibt es nachmittags. Um Mitternacht allerdings war an eine Buchung nicht mehr zu denken, erst am frühen Morgen sollte wieder jemand am Flughafen erreichtbar sein. Ich verabschiedete mich von dem Gedanken an Ausschlafen und spät frühstücken und stellte den Wecker zwei Stunden früher. Das frühe Aufstehen und Telefonieren wurde belohnt von einigen Bandansagen: Der Flughafenschalter wäre ab fünf Uhr besetzt (mittlerweile war es schon sechs) und das Band der Reederei teilte mit, technisch bedingt fänden keine Fahrten mit der Funny Girl statt (O-Ton: „Ende der Durchsage!“). Zum Glück hatte die freundliche Rezeptionistin des Hotels mehr Glück und machte für uns einen Zusatzflug um elf Uhr ausfindig. Prima, nach kurzer Beratschlagung und einigen Telefonaten später saßen wir im Auto Richtung Bremerhaven-Luneort zur Ostfriesischen Lufttransport Gesellschaft.

In der Luft und schon wieder gelandet

Der Flugbetrieb ab Bremerhaven läuft unter der Bezeichnung „Inselverkehr“ und daran merkt man schon, dass es sich um etwas fast grundsätzlich anderes handelt, als um die üblichen Linien- oder Pauschalflüge mit den großen Jets für hunderte Passagiere. Bereits der kleine Flughafen Luneort strahlt eine gemütlich-gelassene Atmosphäre aus. Ein sehr überschaubares Grüppchen von Passagieren fand sich am Check-In-Schalter ein und nach kurzer Wartezeit wurde die Tür zum Vorfeld aufgeschlossen.

Da stand sie schon, die zweimotorige Britten Norman Islander mit neun Sitzen. Alles war so herrlich unkompliziert, einfach einsteigen und anschnallen, ein freundliches „Moin“ des Piloten, der einfach zwei Sitzreihen vor einem saß und los ging es. Die Motoren dröhnten auf, die ganze Maschine vibrierte, rollte ruckelig schneller und schneller über die Startbahn und hob ab. Ein wundervolles Gefühl, in diesem kleinen Flugzeug spürte man richtig, in der Luft zu sein! Freie Sicht aus den Fenstern links und rechts und auch noch nach vorne heraus, wo man außerdem stets das Cockpit mit den ganzen Instrumenten und Hebeln im Blick hatte. Bremerhaven aus der Vogelperspektive, dann höher und weiter hinaus der Blick auf die morgendliche Nordsee und schließlich der Durchbruch durch die Wolkendecke, so dass man den Sonnenaufgang genießen konnte.

Viel zu schnell kam Helgoland in Sicht und nach einer knappen halben Stunde stand die Islander schon auf dem Vorfeld des Inselflughafens Düne. Von dort ging es dann direkt zur Dünenfähre „Witte Kliff“ und nach zehn Minuten Überfahrt setzte ich meinen Fuß auf Helgoländer Boden. Etwas ganz anderes, als Helgoland gemächlich per zweieinhalbstündiger Überfahrt mit dem Seebäderschiff zu erreichen. Eben war man noch in Bremerhaven, und eine halbe Stunde später ist man schon in der ganz eigenen Welt Helgolands. Ein wundervoll aufregender Urlaubsbeginn!

Flughafen Helgoland Düne - Ready for Take ofRückflug - Adieu HelgolandAnflug auf BremerhavenHelgoland

 

Teil 2: Dünenvergnügen mit Seehunden, Strandläufern und Starkregen

 

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